Im Zuge der Ausbaubestrebungen der Balearenregierung (PSOE – Sozialdemokratische Partei Spaniens) zum Ende des 20ten und des beginnenden 21ten Jahrhunderts, wurden für mehrere Strecken der Wiederaufbau sowie einige vollkommene Neubauten in Planung gegeben. Diese sahen im Stadtbereich von Palma de Mallorca auch straßenbahnähnliche Linien vor (Flughafen, Richtung Andratx).
Nach einem Regierungswechsel zur PP (konservative Volkspartei) im Jahre 2003 wuchsen, unter anderem aus Prestigegründen, Ideen für den Aufbau eines aus vorerst drei Linien bestehenden Metro Netzes. Zuerst gebaut werden sollte eine Linie aus der Innenstadt zur Universität. Ein Grund für diese Wahl war, dass genau dadurch eine Ergänzung eines der Hauptströme geschaffen werden sollte. Die Linie durchfährt das große Geschäfts- und Industriegebiet im Nordosten der Stadt, unterhalb der Gran Via Asima. Daraus resultierend wurden dann andere, bereits in Planung befindliche Maßnahmen der Vorgängerregierung (PSOE) zurückgestellt. Auch sollten wieder vermehrt Straßen gebaut werden, nachdem in der Legislaturperiode zuvor in das Schienennetz investiert wurde.
Auch wenn sich im Nachhinein die Geister daran scheiden, so ist es nüchtern betrachtet dennoch eine sinnvolle Maßnahme, in einem großstädtischen Ballungsraum wie Palma mit rund 400000 Einwohnern die Bahnstrecken im Stadtbereich generell abzusenken (hier ab der Via Cintura für die Bestandsstrecken) und den Neubau als Untergrundbahn zur Universität zu führen. Ein ca. 2 km langes Teilstück im Bereich Son Sardina sollte als Hochbahn ausgeführt werden wurde. Die Planungen konnten innerhalb recht kurzer Zeit bis Anfang/Mitte des Jahres 2005 abgeschlossen werden.
Baubeginn war relativ zeitnah im Sommer 2005, wozu als erstes der Endpunkt der Bestandslinien an die Jacint Verdaguer zurück verlegt und dort ein provisorischer Endbahnhof errichtet wurde, um die nötige Tiefbaufreiheit für den Neubau der Estación Intermodal in ca. 10 m Tiefe zu ermöglichen. Diese Station vereinigt direkt im Zentrum von Palma ein einzigartiger Weise Bahn, Bus und Individualverkehr. Zudem entstand dadurch mitten in Stadt eine grüne Oase auf den Flächen des nunmehr unter die Erde verlegten ehemaligen Bahnhofs.
In einer ersten Zwischenstufe wurde der innerstädtische Tunnelbetrieb für die Linien nach Inca und darüber hinaus am 18.09.2006 bis zum Tiefbahnhof Jacint Verdaguer aufgenommen. Die von Inca kommende Trasse wird kurz vor der Via Cintura abgesenkt und erreicht dann die Station Son Costa / Son Fortesa, dem ersten Gemeinschaftbahnhof von Metro und den Bestandslinien.
Die gesamte Baumaßnahme wurde in einer sensationell kurzen Zeit begonnen und abgeschlossen, wobei letzteres im Sommer 2007 noch einen bitteren Beigeschmack erzeugen sollte, denn es stellten sich erhebliche Baumängel heraus, die unter anderem auf die mehr oder minder mit der Peitsche vollzogene Eröffnung der Metro noch vor der Wahl des Inselrates im Sommer 2007 stattfinden sollte oder besser musste. Dadurch wurde das Projekt unnötig verteuert, was wieder den Kritikern in die Hände spielt.
Die ersten Fahrzeuge der Metro trafen am 12. Dezember 2006 mit dem Schiff ein. Sie wurden mit Tieflader nach Son Rullan gebracht und dort aufgegleist. Mit Hilfe eines Class 61 Triebkopfes wurden die Fahrzeuge in das Netz geschleppt, da die Fahrleitung damals noch nicht bis in das Depot nach Son Rullan reichte, dieser Anschluss sollte noch bis Februar 2011 auf sich warten lassen. Insgesamt sind derzeit sechs Doppeltriebwagen der Reihe 71 im Bestand der SFM, die den Betrieb auch auf der Metro führt.
Erste Testfahrten erfolgten noch Ende 2006. Die offizielle Einweihung fand am 14.12.2006 statt und es folgte ein Testbetrieb bis Ende Februar 2007. Ab dem 03. März 2007 begann die praxisnahe Erprobung ohne Fahrgäste. Der reguläre Probefahrbetrieb mit Fahrgästen begann am 25. April 2007, als Nutzungsanreiz zunächst kostenlos bis zur endgültigen Inbetriebnahme, die im September erfolgen sollte, wozu es aber zunächst nicht gekommen ist: Die Metro war ganze fünf Monate im ausschließlichen Testbetrieb bis zur Einstellung infolge eines Wassereinbruchs.
Wie schon angedeutet, kam es unteranderem durch die Trassierung der Strecke und eine nicht sachgerechte Ausführung zu massiven Problemen sowohl in der Tunnelstrecke als auch, und dort besonders stark, in der Station Son Sardina. Die Trasse führt in diesem Bereich mehr oder weniger durch einen Torrente. Diese können sich bekanntlich innerhalb kürzester Zeit mit Wasser in nicht unerheblichen Mengen füllen, wenn es zu einem kräftigen Niederschlag kommt.
Und genau das sollte passieren, zuerst im Juli und ein weiteres Mal im August. In beiden Fällen konnte innerhalb relativ kurzer Zeit der Betrieb wieder aufgenommen werden. Nicht so jedoch bei einem dritten Wassereinbruch am 23.09.2007. Diesmal war es so schlimm, dass es zu einer dauerhaften Einstellung des Betriebes am 25.09.2007 kam. Nachfolgende Begutachtungen stellten Mängel in Planung und Ausführung fest, so zum Beispiel unzureichende Drainagesysteme, Leitungsquerschnitte und Pumpen. Aus alle dem resultierend, wurden neuerliche erhebliche Baumaßnahmen erforderlich, vor allem im Tunnelabschnitt von Son Sardina bis Jacint Verdaguer, wo sich die Deckenkonstruktion gesenkt hat, sowie im Bahnhof Son Sardina selbst. Glücklicher Weise waren die Einschränkungen auf den nach Inca führenden Linien nur gering, so dass zumindest dieser Betrieb aufrechterhalten werden konnte. Für die Schäden an der Metro kam es wie es kommen musste, es wurden gegenseitige Schuldzuweisungen zwischen der alten (PP) und neuen Regierung (PSOE) ausgetauscht.
Zum Zeitpunkt der Sperrung konnte niemand voraussagen, auf welchen Zeitraum sich diese erstrecken würde. Letztlich dauerten alle Maßnahmen fast ein weiteres Jahr. Die erneute Inbetriebnahme erfolgte zunächst im Testbetrieb am 15.07.2008 und im Fahrgastbetrieb am 28.07.2008. Dabei wurde der erste Tag als kostenloser Schnuppertag offeriert. Ab dem 29.07.2008 ist nun die endgültige Inbetriebnahme erfolgt. Eine Fahrt kostet 90 Cent. In den ersten drei Wochen haben laut Erhebung rund 50000 Fahrgäste die Metro benutzt.
Der bittere Beigeschmack der dabei entstanden ist lässt sich auch in Zahlen ausdrücken. Gleichwohl Planungssummen bei solchen Baumaßnahmen nahezu nie eingehalten werden, beliefen sich die Mehrkosten auf 59 Prozent der geplanten Summe. Alleine die zusätzlichen Nacharbeiten hatten einen Umfang von 28 Millionen Euro.
Seither verkehrt die Metro in den Hauptverkehrszeiten am Morgen und am Abend mit zwei gekuppelten Einheiten der Reihe 71. In den anderen Zeiten mit nur einem Doppeltriebwagen. Die Zugabstände sind dabei jeweils 15 Minuten, außer in den verkehrsschwachen Tagesrandzeiten, da sind es 30 Minuten. In den Sommermonaten während der Ferien hat sich inzwischen die regelmäßige Streckung der Taktzeit auf eine Stunde als geeignet erwiesen.
Die Frage ist inzwischen nicht mehr, hat es unbedingt eine Metro sein müssen, sondern viel mehr, wie bekommt man in Palma den Individualverkehr besser in den Griff. Ein Schritt in die richtige Richtung war es trotz der gemachten Fehler, aus denen man jedoch für die Zukunft lernen kann.
Heute haben die Balearen wieder eine PP-Regierung und diese scheint aus dem ihr zuzurechnenden Dilemma um die Metro nichts gelernt zu haben.
- Neufassung 08.11.2012 -
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